Doch nicht nur durch ihre „Größe“ fällt sie im Heer der ca. 770 Gemeinden des Erzbistums auf, auch das Patronat der Heiligen Dreikönige ist sehr selten. So gibt es neben Brüllingsen nur vier weitere Pfarrgemeinden im Erzbistum Paderborn die unter diesem Patronat stehen, allesamt liegen sie im Sauerland. Dies liegt in der früheren Zugehörigkeit des Sauerlandes einschließlich seines nördlichsten Höhenzuges, des Haarstranges, zum Erzbistum Köln begründet.
Bis zur Eigenständigkeit 1925 war Brüllingsen ein Teil des großen Kirchspiels Körbecke. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts gab es in Brüllingsen eine kleine Fachwerkkapelle, diese war viele andere in Randgebieten ländlicher Kirchspiele durch das Erzbistum Köln nach ein und demselben Bauplan errichtet worden. Erst im Jahre 1859 wurde in Brüllingsen eine Vikarie mit einem dazugehörigen Schulvikar errichtet.
Dieser erste Brüllingser Geistliche war Peter Knaden, der später nach Günne versetzt wurde. Um die 1880er Jahre war die kleine Kapelle nicht nur dreimal zu klein für die Besucherzahlen, sie war auch so baufällig, dass ein Neubau geplant wurde. 1884 konnte dann nach langen Planungen und Besprechungen mit dem Bau der Pfarrkirche begonnen werden. Dank der Weitsicht des damaligen Vikars Wilhelm Lütticke entstand eine große, helle und hohe Kirche mit gut 140 Sitzplätzen. Selbst heute noch äußern sich Besucher der Kirche erstaunt über dieses doch recht große Gotteshaus in einem so kleinen Dorf.
Der Weg zur Eigenständigkeit als Pfarrgemeinde war lang und mühsam. Es gab eine neue Kirche und einen Vikar. Dieser lebte im Pfarrhaus gleich neben der Kirche. Wie alle anderen Dorfbewohner war auch der Vikar Selbstversorger: ein großer Garten sorgte für reichlich Obst und Gemüse, während im Stall zwei Schweine gehalten wurden.
1904 wurde ein Friedhof angelegt, so dass die Verstorbenen der Gemeinde nun nicht mehr in Körbecke beigesetzt werden mussten, sondern ihre letzte Ruhestätte hier fanden. Dieser Friedhof liegt auf halber Strecke zwischen den Dörfern Brüllingsen und Ellingsen.
Weiter erhielt der Vikar zu Brüllingsen im gleichen Jahr die Erlaubnis in Brüllingsen Sakramente wie z.B. das der Erstkommunion zu spenden, ebenso durfte erstmals eine Fronleichnamsprozession durchgeführt werden. Auch die Kirchenbücher durften jetzt in Brüllingsen geführt werden.
Noch aber sollten 15 lange Jahre ins Land gehen, bevor der nächste Schritt auf Weg zur Ablösung aus dem Kirchspiel Körbecke getan werden konnte: 1919 erhielt der Vikar zu Brüllingsen die Erlaubnis sich fortan Pfarrvikar zu nennen. Ein Jahr später, 1920 zahlten die Brüllingser Bürger an das Kirchspiel eine Abfindung in Höhe von 2000 Goldmark für eine mögliche Ablösung. Nun wurden die Verhandlungen sehr konkret, wie sich aus dem umfangreichen Schriftwechsel der Jahre 1920 – 1925 in dieser Sache ersehen lässt. 1925 war dann endlich das Haupthindernis für die Eigenständigkeit, die geringe Gemeindegröße, durch Umpfarrung der Haarhöfe von Allagen nach Brüllingsen gelöst. Auch hier musste eine Entschädigung gezahlt werden, doch fiel diese mit 600 Mark geringer aus. So löste sich die Pfarrgemeinde Hl. Dreikönige Brüllingsen 1925 als letzte von drei Pfarrgemeinden aus dem Kirchspiel Körbecke.
Vor ihr hatten diesen Schritt schon 1920 Völlinghausen und 1921 Günne getan. 74 Jahre lang gingen die nun vier Pfarrgemeinden um den Möhnesee eigene Wege, bis im Jahr 1999 der Pastoralverbund Möhnesee errichtet wurde. In diesem Pastoralverbund sind sie nun wieder- als eigenständige Gemeinden – zusammen geschlossen: Hl. Dreikönige Brüllingsen, St. Antonius Günne, St. Pankratius Körbecke und St. Luzia Völlinghausen. 2012 schließlich wurde aus dem Pastoralverbund Möhnesee die neue Kirchengemeinde zum guten Hirten Möhnesee.