Der neue Kreuzweg gestaltet von P. Abraham Fischer OSB
Prior und Schmiedemeister der Abtei Königsmünster Meschede mit Betrachtungen von Pfarrer Martin Tiator
Betrachten wir die 14 Stationen unseres neuen Kreuzwegs, so sehen wir keine Bilder eines leidenden Menschen.
Wir können den leidenden Menschen nicht einfach anschauen; ihm gleichsam zuschauen, wie er leidet. So oft sind wir nur Zuschauer, wie ein Mensch leidet – wenn wir die Zeitung lesen oder fernsehen und dabei mehr oder weniger Mitleid empfinden. So einfach machen es uns diese Tafeln nicht. Das Bild des leidenden Menschen kann nur in uns entstehen – aufgrund eigener Lebens- und Leidenserfahrungen.
Wir betrachten kein Bild, wir schauen eher in einen Spiegel. Das von Station zu Station nur angedeutete Leiden Christi will eigene Leidenserfahrungen in uns wachrufen: vergangenes, gegenwärtiges, gefürchtetes Leid; selbst erlebtes und miterlebtes Leid.
Schwer-wiegendes, das Leben überschattendes Leid – wie diese schweren, dunklen Messing-Platten. Aber sie sind aufgeschnitten. Hinter der Schwere des Leids, jeder einzelnen Leidensstation gibt es einen ganz eigenen Glanz zu entdecken – und zwar umso mehr, je näher Du herantrittst; je näher Du das Leiden an Dich heranlässt.
Du entdeckst von Station zu Station den Glanz dessen, der alle Wege – auch die schwersten – mitgeht. In keiner Situation lässt er Dich allein! Immer ist Er da, bei Dir, trägt Dich, behütet Dich; will Dich in Deinem Leiden führen; will Dich über Dein Leiden hinausführen – ins Licht!